Segeln an der Südküste von Irland – inklusive ungeplantem Mechaniklehrgang :-)

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Wie schon in den letzten Jahren, so auch in diesem Juli 2017, haben sich Alfie, Lowry und ich in Irland getroffen um mit Alfies Boot, einer Oceanis 40, ein wenig an der irischen Küste entlang zu segeln und dabei gemeinsame Tage auf See und an Land zu erleben.

Das Wetter meinte es dieses Mal überaus gut mit uns. Durchweg Sonne und milde Temperaturen. KEIN Regen!  Aber … unsere Getriebemechanik hat uns unerwartet viel Geduld und einiges an Vorsicht im Umgang mit dem Boot abverlangt.

Alfie ist bereits mit dem Boot in der Vorwoche von Belfast nach Cork, genauer nach Kinsale, gleich um die Ecke von Cork, gesegelt. In der Marina von Kinsale war der Treffpunkt für uns Drei.

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Unser Plan war sehr einfach: Von Kinsale aus immer an der Küste lang Richtung Westen und dann mal sehen…. Lowry und ich mussten eine Woche später zurück nach Cork, aber es gibt ja in Irland gute Bus und Zugverbindungen, das würde sich also machen lassen, wenn uns Alfie nicht im absoluten irischen Niemandsland absetzt.

So weit unser Plan…   Leider geht das Leben nicht immer komplett nach Plan 🙂    Bereits unsere erste Etappe von Kinsale aus nach Westen lehrte uns eine seglerische Lektion in Improvisation. Etwa 20 Seemeilen vor Baltimore liegt der kleine Ort Castletown. Zum Ort führt von See aus eine Bucht etwa eine Meile hinein, die direkt am Ort relativ schmal wird und dann ihr Ende findet. Dort wollten wir für die Nacht ankern und dann am nächsten Morgen nach Baltimore weitersegeln. In der Nähe von Baltimore lebt ein Freund von Alfie, Bill, mit seiner Frau. Das gemeinsame Abendessen am nächsten Abend war schon fest verabredet und eingeplant…

Leider erwies sich aber das Ankern in der Bucht vor Castletown als nicht sehr einfach . Viele unmarkierte Hummerkörbe am Boden und Taue in alle Richtungen verbunden mit massivem Seegrasbewuchs erforderten wohl zu viele Manovriervorgänge für unser Getriebe. Jedenfalls stellte Alfie am Ruder und an der Motorsteuerung während eines unserer Manöver fest, dass er nur noch zaghaft rückwärts, aber nicht mehr vorwärts fahren konnte. Dummerweise hatte er genau den gleichen Effekt schon einmal vor 4 Jahren mit diesem Schiff und wusste deshalb zwar sofort, was defekt ist, und er wusste auch, dass wir damit erst mal bis auf weiteres ohne Vorwärtsgang auskommen mussten. Die Gangumschaltung erfolgt in diesem Yanmargetriebe mit einem außengezahnten Konus und dieser Konus war vor vier Jahren und ist wohl jetzt wieder defekt. Nun kann man sich zwar darüber ärgern und über die Konstruktion des Getriebes reichlich lästern, aber in dem Moment, in dem der Defekt auftritt, hilft das leider überhaupt nichts.

Ein Schiff dieser Größe (und auch dieses Wertes) manövriert man wirklich nur in absoluten Notfällen und mit sehr hohem Risiko ohne Maschine. Die Gefahr unter Segel in einer Bucht oder einem Hafen auf Grund zu laufen oder etwas zu touchieren ist einfach viel zu groß und der Schaden kann sehr schnell sehr sehr teuer werden. Unsere ad hoc Lösung der Situation war deshalb mit Anker und dem Rest an Rückwärtsgang die nächstgreifbare Boje schnellstens anzusteuern (während der Wind uns beständig auf Land setzen wollte)  und erst mal daran festzumachen. Damit waren wir vorübergehend vor dem etwa 50 Meter nahen Land sicher. Wir schafften es auch mit mehreren Leinen, das Schiff umzudrehen und mit dem Bug an die Boje zu legen. Das war es aber dann fürs Erste. Die Mobilfunksignale waren zudem in der Bucht und auf dem Schiff so schwach, dass wir kaum telefonieren konnten. In Summe also eine zwar direkt nicht mehr (dank massiver Boje) gefährliche Situation, aber auch eine aus der wir so einfach nicht heraus kommen würden.

Es war Freitag Abend, keine Bootswerkstatt mehr irgendwo zu erreichen, also beschlossen wir fürs Erste das Beste daraus zu machen, das Dingi auszupacken, und den kleinen Ort zu erkunden. Es regnete nicht, damit würden wir zumindest ein ruhiges (sehr ruhiges.. dachten wir) Wochenende in Castletown verbringen. Zum Glück gelang es aber dann Alfie, seinen Freund Bill und dessen Frau Paula zu erreichen. Bill und Paula wohnen in besagtem Baltimore und haben sich dann das ganze Wochenende über wirklich unglaublich fürsorglich um uns gekümmert. Wir können ihnen nicht genug dankbar sein. Es war schon richtig peinlich. Obwohl die beiden noch ein anderes Paar zu Gast in ihrem Haus hatten. Wir waren jeden Abend mit den Vieren aus. Abendessen, Freiluftkonzert in Baltimore, etc etc. Darüber hinaus hat Bill seine lokalen Kontakte spielen lassen und sowohl die Boje für uns für das ganze Wochenende gesichert, als auch mit dem Werkstattleiter in der Werft in Baltimore Kontakt aufgenommen und einen Abschleppdienst für Montag organisiert. Das war alles für uns natürlich extrem praktisch und hilfreich, für die Beiden war es eine ungeplante extra Aufgabe für ihr Wochenende, die sie uns gegenüber aber äußerst liebevoll erledigt haben und sie haben uns nie als Last für Sie fühlen lassen.

Montag Vormittag kam dann ein robuster Schlepper aus Baltimore und hat uns in einer 3 stündigen Abschleppaktion in die Werft in Baltimore gebracht. Genauer gesagt ein paar Meilen flussaufwärts von Baltimore. Die Werft arbeitet überwiegend an kommerziellen Booten und nur sehr wenig an Yachten. Zudem ist der äußere Eindruck der Werft, sagen wir mal, sehr sehr pragmatisch… , was Ordnung etc angeht. Aber seien wir nicht kleinlich, immerhin liegt Alfies Schiff damit erst mal aufgeräumt und der Mechaniker, der unser Getriebe ausgebaut hat macht einen kompetenten Eindruck.

Leider ließ sich das Getriebe nicht so einfach reparieren. Ein Konus, der für die Umschaltung von Vorwärts auf Rückwärts und zurück verantwortlich ist, muss ausgetauscht werden, oder besser noch, das ganze Getriebe, nachdem es ja schon einmal defekt war. Das wird dauern. Zuerst muss das Ersatzteil besorgt werden und dann der Austausch durchgeführt und danach muss Alfie natürlich noch mit dem Schiff zurück nach Belfast kommen. Das wird dauern. Zur Stunde liegt das Schiff immer noch ohne Getriebe im Hafen. Lowry und ich sind am Donnerstag abgereist und auch Alfie ist zurück nach Hause. Er wird erst wieder nach Baltimore kommen, wenn das Getriebe parat liegt. Das Ganze ist ein ziemlich großer Aufwand und auch nicht billig. Wie lautet doch der alte Spruch: Segeln ist wie unter der kalten Dusche stehen und 100€-Scheine zerreissen… Wenn es bloß nicht immer wieder so schön wäre….

Ungeachtet dessen, haben wir Drei in der Zeit zusammen nie wirklich den Humor verloren, abgesehen von einigen kurzen stressigen und ernsteren Phasen 🙂 .   Und die Freundschaft zwischen uns wiegt den Ärger auf. Hoffentlich auch für Alfie, denn er wollte sich nicht helfen lassen bei den Kosten und trägt alles alleine. Vielleicht hilft seine Versicherung zumindest ein Stück. Das wäre ein kleiner Trost.

Dennoch: Segeln ist schön!! Und ich hoffe, dass ich auch bald mal wieder mit meiner Edith segeln kann!! Das wäre am aller schönsten.

Zum Schluss noch ein paar nette Bilder aus Skibbereen (nahe Baltimore), Castletown, etc…

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